Am 23. Dezember 2004 – einen Tag vor „Heilig Abend“ wurden unsere Tochter und unser Sohn auf dem Weg nach Hause bei einem Verkehrsunfall lebensgefährlich verletzt. Beide waren an diesem Tag gemeinsam in die Stadt gefahren um Weihnachtsgeschenke einzukaufen.

Die Unachtsamkeit eines Lkw-Fahrers war die Ursache für diesen folgenschweren Unfall, der sich kurz vor 15.00 Uhr auf der Landstraße zwischen Jebenhausen und Bezgenriet ereignete. In einer lang gezogenen Linkskurve kam der LKW nach rechts von der Fahrbahn ab. Beim Gegenlenken verlor der Führer des LKW die Kontrolle über sein Fahrzeug und geriet in den Gegenverkehr. Es kam zum Zusammenstoß mit einem Mercedes – für den Fahrer kommt jede Hilfe zu spät. Im weiteren Verlauf schleuderte der LKW frontal gegen den Polo – die Insassen waren unsere beiden Kinder…

Feuerwehrleute trennen das Dach des grün-metallic-farbenen Polos ab. Das Geschwisterpaar wird aus den Trümmern des Kleinwagens herausgeschnitten. Notarzt und Helfer bergen die 18 Jahre alte Fahrerin und ihren 16-jährigen Bruder. Das Geschwisterpaar ist schwerst verletzt …
(entnommen aus dem Unfallbericht der Tageszeitung).

Carina wurde mit einem Rettungswagen in eine nahe gelegene Klinik gebracht – Stefan musste wegen seiner schweren Kopfverletzungen mit dem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik geflogen werden.

Es folgten Tage, die geprägt waren von Angst und Hoffnung auf den Intensivstationen der Krankenhäuser.

warten
aushalten müssen
nichts tun können

ungewissheit
anspannung
angst

fragen
gedanken
gefühle

hoffen
wünschen
vertrauen

hinnehmen
kämpfen
weinen

beinahe zerbrechen
an dieser
intensität

Beate Schlumberger

 

Diese aneinander gereihten Worte konnten wir auf einem Faltblatt lesen, mit dem sich die Klinikseelsorger vorstellen. Und diese Worte drücken genau das aus, was wir während der Weihnachtstage und über das bevorstehende Jahresende gefühlt und gelebt haben.

 

Beten, Bitten, Flehen…

Zwei brennende Kerzen vor unserer Haustür, die für uns gleichbedeutend mit dem Leben der beiden Kinder waren…

Das Mitgefühl unzähliger Menschen…

Irgendwo die Gewissheit und das Vertrauen, dass sich alles zum Guten wenden wird…

Stefan ist in den frühen Morgenstunden des 2. Januar 2005 gestorben. Das Heimweh nach unserem Sohn, Bruder und Freund ist immer gegenwärtig. Unser größter Wunsch ist, Stefan wieder zu sehen…